Wir essen Amazonien auf!

5042008
Greenpeace - Brandrodung zugunsten des Sojaanbaus

Einem aktu­el­len Green­peace Arti­kel zufol­ge, hat die Zer­stö­rung des Ama­zo­nas in den letz­ten Mona­ten wie­der dras­tisch zuge­nom­men und schuld dar­an haben vor allem die Indus­trie­staa­ten mit ihrem uner­sätt­li­chen Bedarf nach bil­li­gem Fleisch. Die Aus­wer­tung von Satel­li­ten­auf­nah­men hat erge­ben, dass allein im letz­ten hal­ben Jahr wie­der 700.000 Hekt­ar Ama­zo­nas-Urwald zer­stört wurden.

Der Ama­zo­nas ist mit einer Flä­che so groß wie die USA der größ­te zusam­men­hän­gen­de Regen­wald unse­res Pla­ne­ten und somit auch maß­geb­li­cher Regu­la­tor für das Weltklima.

Wis­sen­schaft­ler bezeich­nen den Ama­zo­nas- Regen­wald als glo­ba­le Kli­ma­an­la­ge. Er gibt jähr­lich rund sie­ben Bil­lio­nen Ton­nen Was­ser in die Atmo­sphä­re ab und regu­liert so nicht nur das Kli­ma in Süd­ame­ri­ka, son­dern welt­weit. Die Zer­stö­rung des Ama­zo­nas-Regen­wal­des scha­det daher gleich dop­pelt: Zum einen wird die Welt­kli­ma­an­la­ge zer­stört. Zum ande­ren set­zen die Brän­de gro­ße Men­gen des Kli­ma­kil­lers CO2 frei. Laut Regie­rung ist die Wald­ro­dung für 75 Pro­zent des Treib­haus­gas­aus­sto­ßes in Bra­si­li­en verantwortlich. 

Die Haupt­ur­sa­che für die rasan­te Zer­stö­rung des Ama­zo­nas ist die welt­wei­te Nach­fra­ge der Indus­trie­staa­ten, Chi­nas und Indi­ens nach Edel­höl­zern und vor allem Soja als Fut­ter­mit­tel für die Fleisch­pro­duk­ti­on. Die abge­holz­ten und brand­ge­ro­de­ten Flä­chen wer­den haupt­säch­lich in Soja­äcker oder Vieh­wei­den umgewandelt.

Im Green­peace-Bericht «Wir essen Ama­zo­ni­en auf» wer­den ein­drucks­voll die von uns allen mit ver­ur­sach­ten Grün­de für die Zer­stö­rung beschrieben:

Doch wo einst dich­tes Grün wucher­te, erstre­cken sich jetzt rie­si­ge Soja-Fel­der von oft meh­re­ren tau­send Hekt­ar Grö­ße. Soja wird als Tier­fut­ter für Geflü­gel, Schwei­ne oder Kühe nach Euro­pa expor­tiert. Der gro­ße Appe­tit auf bil­li­ges Fleisch ist mit­ver­ant­wort­lich für die Zer­stö­rung des Regen­wal­des und die Ver­let­zung der Men­schen­rech­te in Amazonien. 

Von Süden aus «fres­sen» sich die Soja-Fel­der inzwi­schen immer wei­ter nord­wärts in den Ama­zo­nas-Regen­wald. Schon heu­te ist spre­chen wir über eine Anbau­flä­che von 1,2 Mil­lio­nen Hekt­ar Soja­plan­ta­gen mit­ten im Regen­wald und eine Soja-Ern­te von 2,5 Mil­lio­nen Ton­nen – und die Ten­denz ist rasant steigend!

Die in Bra­si­li­en ange­bau­te Soja wächst meist auf groß­flä­chi­gen Mono­kul­tu­ren: Soja-Boh­nen – so weit das Auge reicht und Toten­stil­le. Denn auf sol­chen Fel­dern gibt es kei­nen Lebens­raum für Vögel und ande­re Nütz­lin­ge. Die ein­zig­ar­ti­ge Viel­falt von Pflan­zen und Tie­ren wur­de durch eine klei­ne Boh­ne ersetzt. Doch Mono­kul­tu­ren sind auch ver­ant­wort­lich für Boden­ero­si­on und den mas­si­ven Ein­satz von che­mi­schen Dün­gern und Pes­ti­zi­den. Da ver­wun­dert es nicht, dass Bra­si­li­en einer der welt­weit größ­ten Ver­brau­cher von Pes­ti­zi­den ist. Rund ein Vier­tel davon wird zum Soja-Anbau ein­ge­setzt. Der Anbau von Soja in Mono­kul­tu­ren und der Ein­satz von Che­mie führt schnell zur Aus­lau­gung der Böden. Die Far­mer ver­las­sen die­se Flä­chen und zer­stö­ren Ama­zo­nas-Regen­wald, um neue Anbau-Flä­chen zu bekommen. 

Gree­peace for­dert, dass die Lebens­mit­tel- und Fut­ter­mit­tel­in­dus­trie der Indus­tier­staa­ten die Ver­ant­wor­tung über­nimmt und sicher stellt, dass bei der Her­stel­lung ihrer Pro­duk­te kein Soja aus Ama­zo­ni­en ver­wen­det wird: 

Nicht als Fut­ter­mit­tel für z.B. Schwei­ne, die zu Wurst oder Schin­ken ver­ar­bei­tet wer­den und nicht für Öl, das als Zutat in Fer­tig­ge­rich­ten oder Scho­ko­la­de Ver­wen­dung fin­det. Es gibt auf dem Welt­markt aus­rei­chend gen­tech­nik-freie Soja, die nicht aus dem Ama­zo­nas-Gebiet stammt.

Um die Zer­stö­rung des Regen­wal­des in Bra­si­li­en auf­zu­hal­ten, müs­sen dar­über hin­aus drin­gend zusam­men­hän­gen­de Schutz­ge­bie­te im Ama­zo­nas-Urwald geschaf­fen wer­den. Nur so kann der Vor­marsch der Soja-Front gestoppt wer­den. Es ist die Ver­ant­wor­tung der bra­si­lia­ni­schen Regie­rung, die­se zu eta­blie­ren. Wird nicht gehan­delt, wird der Soja-Anbau und die Rin­der­zucht bis zum Jahr 2050 rund 40 Pro­zent des Ama­zo­nas-Urwal­des zer­stört haben. Die inter­na­tio­na­le Staa­ten­ge­mein­schaft muss Bra­si­li­en bei der Ein­rich­tung von Schutz­ge­bie­ten finan­zi­ell unterstützen. 

Brandrodung für den Sojaanbau

Ich fin­de die­se Ent­wick­lung jeden­falls sehr trau­rig und den­ke es soll­te uns allen Anlass zum Nach­den­ken geben. Ins­be­son­de­re, wenn man wie wir das Glück hat­te, den Ama­zo­nas in sei­ner Schön­heit erle­ben zu dürfen!
In den kom­men­den Fol­gen von «Bra­si­li­en – High­lights des Nor­dens» wer­de ich ver­su­chen, Euch über die fan­tas­ti­schen Fotos, die wir vor Ort machen konn­ten, ein wenig von der Fas­zi­na­ti­on die­ses groß­ar­ti­gen, aber doch so zer­brech­li­chen Natur­wun­ders vorzustellen.

Wir alle soll­ten uns über­le­gen, ob wir nicht durch Ände­rung unse­rer Kon­sum­ge­wohn­hei­ten unse­ren Teil dazu bei­tra­gen möch­ten, dass die­se Ent­wick­lung so wei­ter geht. Hier nur ein paar Denkanstöße:

  • Muss man das bil­li­ge Fleisch beim Dis­coun­ter kau­fen, oder soll­te man nicht lie­ber weni­ger, aber dafür qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ges Fleisch vom loka­len Züch­ter (Markt, Bau­er) kaufen?
  • Ist der Kon­sum von Fast­food wirk­lich erfor­der­lich, oder könn­te man dar­auf verzichten?
  • Wo kommt das Holz der Möbel, Küchen­bret­ter, Fens­ter, Türen, Par­kett etc. her, die wir kaufen?

Dar­über hin­aus könnt ihr bei Green­peace zur­zeit eine Online-Peti­ti­on an die Bun­des­kanz­le­rin zum The­ma «Urwald­schutz ist Kli­ma­schutz» unterschreiben.

Quel­len:

  • Green­peace Arti­kel «Ama­zo­ni­en: Zer­stö­rung des Regen­wal­des schrei­tet wei­ter voran»
  • Green­peace Arti­kel: «Wir essen Ama­zo­ni­en auf»
  • Green­peace Arti­kel: Arten­reich­tum Amazonas
  • Green­peace Arti­kel: Aus Urwald wird Tierfutter

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6 Kommentare bisher


  1. Hal­lo,
    wir waren vor 1 Woche in Kam­bo­dscha und sind allei­ne unter­wegs gewe­sen, auch in Gegen­den die nicht so stark von Tou­ris­ten fre­quen­tiert sind. Lei­der ist das Bewußt­sein für die Natur gleich Null, denn alle «Dör­fer» und Hüt­ten­an­samm­lun­gen wer­fen ihren Plas­tik­müll über­all hin, selbst Motor­rad­fah­rer unter­wegs wer­fen Plas­tik­fla­schen ein­fach auf die Stra­ße. Hier ist NULL aber auch wirk­lich NULL Bewußt­sein für die Umwelt. Ang­kor Watt und die gro­ßen Tem­pel­an­la­gen wer­den jeden Tag gekehrt und den Dreck auf­ge­räumt, aber woan­ders sieht es so aus als gibt es kei­ne Müll­ent­sor­gung. Hier muß man in der Schu­le anfan­gen und ein Fach wie Umwelt erschaf­fen, lie­ber Geschich­te strei­chen oder redu­zie­ren. Es ist doch viel Wich­ti­ger was aus unse­rer Erde wird und nicht wel­che Kno­chen­köp­fe wann gelebt haben, das muss sich ändern…

  2. Silvia Unterfinger 1. März 2014, 20:56   »

    dan­ke!
    weni­ger ist mehr – wie so oft! (betr. konsum!)
    wenn wir das hier (im wes­ten) nur end­lich kapie­ren würden!
    silvia

  3. Francis Peltier 1. März 2014, 19:20   »

    Dan­ke für die­se Bil­der, Gunther,

    auch wenn sie unan­ge­nehm anzu­se­hen sind. Aber sie erin­nern mich jedes Mal dar­an, daß wir unser Grab mit dem Mund ausgraben.
    Bedau­er­li­cher­wei­se ist die Gier aller pas­si­ven und akti­ven Akteu­re Schuld dran und wir kön­nen nichts dage­gen tun (Kor­rup­ti­on ist über­all, insb. in den Län­dern, wo die­se Wäl­der und – spä­ter ‑Län­de­rei­en sind), aus­ser uns mit Kon­sum von Lebens­mit­teln zurück­zu­hal­ten, die man zu den ange­bo­te­nen Ver­kaufs­prei­sen gar nicht anbie­ten kann und, ethisch gese­hen, nicht anbie­ten darf.

    Wir, mei­ne Frau und ich, kau­fen sol­che bil­li­gen Lebens­mit­teln grund­sätz­lich nicht. Die­sen Luxus leis­ten wir uns. Eben­so hal­ten wir uns mit dem Ver­zehr von Fleisch (und auch Fisch wie Lachs..) zwi­schen­zeit­lich sehr zurück bzw. wir kau­fen nur noch bei weni­gen Erzeu­gern, von wel­chen wir die tra­ca­bi­li­ly nach­voll­zie­hen können. 

    Scha­de um unse­re schö­ne Welt, um wel­che die nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen uns benei­den werden.

    Aber schö­ne Bil­der, ich freue mich auf die kom­men­den Bildberichte.

    Vielel Grü­ße an die Leser

    Fran­cis Peltier

  4. Ich war kürz­lich im Nord­os­ten von Basi­li­en und da macht sich der kli­ma­wan­del auch bemerk­bar. Momen­tan soll­te es sehr viel Reg­nen doch in eini­gen Regio­nen im Staa­te Ceara haben den Not­stand aus­ge­ru­fen infol­ge der Trockenheit.
    Zufäl­li­ger­wei­se las auf der Titel­sei­te der Zeit­schrift Glo­bo Rural das Bra­si­li­en soeben die USA über­holt haben im Sojax­port und somit der gröss­te Soja­ex­por­teur ist und somit sind sie noch Stolz!!!!Wobei selbst die Bra­si­lia­ner gros­se Men­gen an Fleisch verzerren.

    Gruss mani

  5. Raphael 1. März 2014, 17:31   »

    Hal­lo Gunther,
    gute Berich­te und Infos zu Foto und Video ist man ja schon gewohnt hier zu fin­den. Ich finds aber auch super, dass du neben­bei hier mal auf eine ganz ande­re Pro­ble­ma­tik auf­merk­sam machst.
    Vie­len Dank für all die span­nen­den Infos, die man hier immer findet.

    Gruß
    Raphael

  6. Hal­lo, lie­ber Gunther,
    Dein Bericht hilft, die Unge­heu­er­lich­keit des Gesche­hens zu begrei­fen. Es ist ein The­ma für die gan­ze Welt. Jeder Ein­zel­ne wird die Fol­gen zu spü­ren bekom­men. Wich­tig auch die Vor­schlä­ge, die bra­si­lia­ni­sche Regie­rung zu unter­stüt­zen und der Appell an jeden Ein­zel­nen, bewuss­ter ein­zu­kau­fen. Bewusst­ma­chung ver­pufft, wenn die Kon­se­quen­zen nicht gelebt wer­den. Da Men­schen nur lei­der oft genug wie Her­den­tie­re sind, soll­ten auch dies­ber­züg­li­che gesetzt­li­che Rege­lun­gen erlas­sen wer­den (Boi­kot­tie­rung auch von oben).
    Für heu­te lie­be Grü­ße, Mu

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