Einem aktuellen Greenpeace Artikel zufolge, hat die Zerstörung des Amazonas in den letzten Monaten wieder drastisch zugenommen und schuld daran haben vor allem die Industriestaaten mit ihrem unersättlichen Bedarf nach billigem Fleisch. Die Auswertung von Satellitenaufnahmen hat ergeben, dass allein im letzten halben Jahr wieder 700.000 Hektar Amazonas-Urwald zerstört wurden.
Der Amazonas ist mit einer Fläche so groß wie die USA der größte zusammenhängende Regenwald unseres Planeten und somit auch maßgeblicher Regulator für das Weltklima.
Wissenschaftler bezeichnen den Amazonas- Regenwald als globale Klimaanlage. Er gibt jährlich rund sieben Billionen Tonnen Wasser in die Atmosphäre ab und reguliert so nicht nur das Klima in Südamerika, sondern weltweit. Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes schadet daher gleich doppelt: Zum einen wird die Weltklimaanlage zerstört. Zum anderen setzen die Brände große Mengen des Klimakillers CO2 frei. Laut Regierung ist die Waldrodung für 75 Prozent des Treibhausgasausstoßes in Brasilien verantwortlich.
Die Hauptursache für die rasante Zerstörung des Amazonas ist die weltweite Nachfrage der Industriestaaten, Chinas und Indiens nach Edelhölzern und vor allem Soja als Futtermittel für die Fleischproduktion. Die abgeholzten und brandgerodeten Flächen werden hauptsächlich in Sojaäcker oder Viehweiden umgewandelt.
Im Greenpeace-Bericht «Wir essen Amazonien auf» werden eindrucksvoll die von uns allen mit verursachten Gründe für die Zerstörung beschrieben:
Doch wo einst dichtes Grün wucherte, erstrecken sich jetzt riesige Soja-Felder von oft mehreren tausend Hektar Größe. Soja wird als Tierfutter für Geflügel, Schweine oder Kühe nach Europa exportiert. Der große Appetit auf billiges Fleisch ist mitverantwortlich für die Zerstörung des Regenwaldes und die Verletzung der Menschenrechte in Amazonien.
Von Süden aus «fressen» sich die Soja-Felder inzwischen immer weiter nordwärts in den Amazonas-Regenwald. Schon heute ist sprechen wir über eine Anbaufläche von 1,2 Millionen Hektar Sojaplantagen mitten im Regenwald und eine Soja-Ernte von 2,5 Millionen Tonnen – und die Tendenz ist rasant steigend!
Die in Brasilien angebaute Soja wächst meist auf großflächigen Monokulturen: Soja-Bohnen – so weit das Auge reicht und Totenstille. Denn auf solchen Feldern gibt es keinen Lebensraum für Vögel und andere Nützlinge. Die einzigartige Vielfalt von Pflanzen und Tieren wurde durch eine kleine Bohne ersetzt. Doch Monokulturen sind auch verantwortlich für Bodenerosion und den massiven Einsatz von chemischen Düngern und Pestiziden. Da verwundert es nicht, dass Brasilien einer der weltweit größten Verbraucher von Pestiziden ist. Rund ein Viertel davon wird zum Soja-Anbau eingesetzt. Der Anbau von Soja in Monokulturen und der Einsatz von Chemie führt schnell zur Auslaugung der Böden. Die Farmer verlassen diese Flächen und zerstören Amazonas-Regenwald, um neue Anbau-Flächen zu bekommen.
Greepeace fordert, dass die Lebensmittel- und Futtermittelindustrie der Industierstaaten die Verantwortung übernimmt und sicher stellt, dass bei der Herstellung ihrer Produkte kein Soja aus Amazonien verwendet wird:
Nicht als Futtermittel für z.B. Schweine, die zu Wurst oder Schinken verarbeitet werden und nicht für Öl, das als Zutat in Fertiggerichten oder Schokolade Verwendung findet. Es gibt auf dem Weltmarkt ausreichend gentechnik-freie Soja, die nicht aus dem Amazonas-Gebiet stammt.
Um die Zerstörung des Regenwaldes in Brasilien aufzuhalten, müssen darüber hinaus dringend zusammenhängende Schutzgebiete im Amazonas-Urwald geschaffen werden. Nur so kann der Vormarsch der Soja-Front gestoppt werden. Es ist die Verantwortung der brasilianischen Regierung, diese zu etablieren. Wird nicht gehandelt, wird der Soja-Anbau und die Rinderzucht bis zum Jahr 2050 rund 40 Prozent des Amazonas-Urwaldes zerstört haben. Die internationale Staatengemeinschaft muss Brasilien bei der Einrichtung von Schutzgebieten finanziell unterstützen.
Ich finde diese Entwicklung jedenfalls sehr traurig und denke es sollte uns allen Anlass zum Nachdenken geben. Insbesondere, wenn man wie wir das Glück hatte, den Amazonas in seiner Schönheit erleben zu dürfen!
In den kommenden Folgen von «Brasilien – Highlights des Nordens» werde ich versuchen, Euch über die fantastischen Fotos, die wir vor Ort machen konnten, ein wenig von der Faszination dieses großartigen, aber doch so zerbrechlichen Naturwunders vorzustellen.
Wir alle sollten uns überlegen, ob wir nicht durch Änderung unserer Konsumgewohnheiten unseren Teil dazu beitragen möchten, dass diese Entwicklung so weiter geht. Hier nur ein paar Denkanstöße:
- Muss man das billige Fleisch beim Discounter kaufen, oder sollte man nicht lieber weniger, aber dafür qualitativ hochwertiges Fleisch vom lokalen Züchter (Markt, Bauer) kaufen?
- Ist der Konsum von Fastfood wirklich erforderlich, oder könnte man darauf verzichten?
- Wo kommt das Holz der Möbel, Küchenbretter, Fenster, Türen, Parkett etc. her, die wir kaufen?
Darüber hinaus könnt ihr bei Greenpeace zurzeit eine Online-Petition an die Bundeskanzlerin zum Thema «Urwaldschutz ist Klimaschutz» unterschreiben.
Quellen:
- Greenpeace Artikel «Amazonien: Zerstörung des Regenwaldes schreitet weiter voran»
- Greenpeace Artikel: «Wir essen Amazonien auf»
- Greenpeace Artikel: Artenreichtum Amazonas
- Greenpeace Artikel: Aus Urwald wird Tierfutter
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Hallo,
wir waren vor 1 Woche in Kambodscha und sind alleine unterwegs gewesen, auch in Gegenden die nicht so stark von Touristen frequentiert sind. Leider ist das Bewußtsein für die Natur gleich Null, denn alle «Dörfer» und Hüttenansammlungen werfen ihren Plastikmüll überall hin, selbst Motorradfahrer unterwegs werfen Plastikflaschen einfach auf die Straße. Hier ist NULL aber auch wirklich NULL Bewußtsein für die Umwelt. Angkor Watt und die großen Tempelanlagen werden jeden Tag gekehrt und den Dreck aufgeräumt, aber woanders sieht es so aus als gibt es keine Müllentsorgung. Hier muß man in der Schule anfangen und ein Fach wie Umwelt erschaffen, lieber Geschichte streichen oder reduzieren. Es ist doch viel Wichtiger was aus unserer Erde wird und nicht welche Knochenköpfe wann gelebt haben, das muss sich ändern…
danke!
weniger ist mehr – wie so oft! (betr. konsum!)
wenn wir das hier (im westen) nur endlich kapieren würden!
silvia
Danke für diese Bilder, Gunther,
auch wenn sie unangenehm anzusehen sind. Aber sie erinnern mich jedes Mal daran, daß wir unser Grab mit dem Mund ausgraben.
Bedauerlicherweise ist die Gier aller passiven und aktiven Akteure Schuld dran und wir können nichts dagegen tun (Korruption ist überall, insb. in den Ländern, wo diese Wälder und – später ‑Ländereien sind), ausser uns mit Konsum von Lebensmitteln zurückzuhalten, die man zu den angebotenen Verkaufspreisen gar nicht anbieten kann und, ethisch gesehen, nicht anbieten darf.
Wir, meine Frau und ich, kaufen solche billigen Lebensmitteln grundsätzlich nicht. Diesen Luxus leisten wir uns. Ebenso halten wir uns mit dem Verzehr von Fleisch (und auch Fisch wie Lachs..) zwischenzeitlich sehr zurück bzw. wir kaufen nur noch bei wenigen Erzeugern, von welchen wir die tracabilily nachvollziehen können.
Schade um unsere schöne Welt, um welche die nachfolgenden Generationen uns beneiden werden.
Aber schöne Bilder, ich freue mich auf die kommenden Bildberichte.
Vielel Grüße an die Leser
Francis Peltier
Ich war kürzlich im Nordosten von Basilien und da macht sich der klimawandel auch bemerkbar. Momentan sollte es sehr viel Regnen doch in einigen Regionen im Staate Ceara haben den Notstand ausgerufen infolge der Trockenheit.
Zufälligerweise las auf der Titelseite der Zeitschrift Globo Rural das Brasilien soeben die USA überholt haben im Sojaxport und somit der grösste Sojaexporteur ist und somit sind sie noch Stolz!!!!Wobei selbst die Brasilianer grosse Mengen an Fleisch verzerren.
Gruss mani
Hallo Gunther,
gute Berichte und Infos zu Foto und Video ist man ja schon gewohnt hier zu finden. Ich finds aber auch super, dass du nebenbei hier mal auf eine ganz andere Problematik aufmerksam machst.
Vielen Dank für all die spannenden Infos, die man hier immer findet.
Gruß
Raphael
Hallo, lieber Gunther,
Dein Bericht hilft, die Ungeheuerlichkeit des Geschehens zu begreifen. Es ist ein Thema für die ganze Welt. Jeder Einzelne wird die Folgen zu spüren bekommen. Wichtig auch die Vorschläge, die brasilianische Regierung zu unterstützen und der Appell an jeden Einzelnen, bewusster einzukaufen. Bewusstmachung verpufft, wenn die Konsequenzen nicht gelebt werden. Da Menschen nur leider oft genug wie Herdentiere sind, sollten auch diesberzügliche gesetztliche Regelungen erlassen werden (Boikottierung auch von oben).
Für heute liebe Grüße, Mu