Wir verlassen den Amazonas

29052008

Unser Abschieds­tag vom Ama­zo­nas. Nach der gest­ri­gen Kanu­tour und deren groß­ar­ti­gen Abschluss mit den Fluss­del­fi­nen und dem fan­tas­ti­schen Son­nen­un­ter­gang, gibt es wohl auch nicht mehr viel hin­zu­zu­fü­gen. Dem ent­spre­chend reg­net es. Nein, es schüt­tet. Wie aus Kübeln. Der Wald liegt in einem undurch­dring­li­chen Nebel aus Regen.

Des­we­gen heißt er Regenwald

Ja, heu­te passt der Name Regen­wald wirk­lich! Und uns wird noch ein­mal klar, wie viel Glück wir in den Tagen, in denen wir hier waren, mit dem Wet­ter hat­ten! Nur ganz sel­ten haben wir einen der kur­zen, tro­pi­schen Regen­güs­se erlebt!

Wir packen also unse­re klam­men Sachen in die klam­men Ruck­sä­cke und machen uns auf den Weg zum Boot. Wäh­rend wir auf dem Hin­weg ein­fach fünf Stun­den den Rio Negro fluss­auf­wärts geschip­pert sind und uns einen Son­nen­brand geholt haben, müs­sen wir nun auf dem Rück­weg aus Zeit­grün­den mit dem Boot bis an die Stel­le fah­ren, an der die letz­te Stras­se aus Man­aus endet und dort in einen Gelän­de­wa­gen umstei­gen der uns zum Flug­ha­fen brin­gen soll. Unser Flug soll näm­lich schon um 13:00 ab Man­aus starten.

Auf­grund des Wet­ters wer­den wir mit dem über­dach­ten Ama­zo­nas­boot gefah­ren. Das ist uns jetzt wirk­lich recht, denn obwohl all unse­re Sachen feucht sind, wür­de die­ser Regen hier in kür­zes­ter Zeit allem was­ser­emp­find­li­chen Equip­ment inklu­si­ve den Kame­ras das Ende berei­ten. Der Nach­teil ist aller­dings, dass die­ses Boot die schma­len Abkür­zun­gen durch die Igapós auf­grund sei­ner Grö­ße und sei­nes Tief­gangs nicht befah­ren kann und wir des­we­gen einen ziem­li­chen Umweg in Kauf neh­men müssen.

Dem ent­spre­chend zieht sich die Fahrt auch hin. Es reg­net in einem fort, des­we­gen kön­nen wir die zwei­fels­oh­ne wun­der­schö­ne Vege­ta­ti­on, durch die wie fah­ren, kaum aus­ma­chen. Zudem ertap­pe ich mich immer wie­der, wie ich auf die Uhr schaue.

Nach über zwei Stun­den errei­chen wir end­lich die Stra­ße. Einer­seits scha­de, denn dies ist jetzt der defi­ni­ti­ve Wie­der­ein­tritt in die Zivi­li­sa­ti­on, ande­rer­seits sind wir auf­grund des Zeit­plans wirk­lich froh, end­lich da zu sein.

Von Stra­ße zu spre­chen ist – gera­de bei dem Wet­ter – natür­lich maß­los über­trie­ben. Vom Boot aus sehen wir eine Anein­an­der­rei­hung von rotem Schlamm und Pfüt­zen. Zum Glück war­tet der Wagen schon auf uns. Aber die­sen müs­sen wir erst­mal erreichen.

Nach­dem unser Kapi­tän das Boot auf das schlam­mi­ge Ufer gesetzt hat, legt er eine schma­le Plan­ke von der Reling zum Ufer um die fast 3 Meter Höhen­un­ter­schied zu über­brü­cken. Die Plan­ke ist natür­lich nass und glit­schig, ersche­rend kom­men unse­re 15–20 Kilo schwe­ren Ruck­sä­cke dazu, die auf unse­rem Rücken beim balan­cie­ren recht kopf­las­tig wirken.

Gemein­sam schaf­fen wir es dann aber doch da run­ter, ohne uns die Kno­chen zu bre­chen. Schnell laden wir alles ins Auto inklu­si­ve des Schlam­mes unter unse­ren Füßen und fah­ren los. Nach einer wei­te­ren Stun­de errei­chen wir die Fäh­re über den Rio Negro, die – gera­de ablegt. Shit. Ich schaue wie­der ein­mal auf die Uhr. 11:00. Um 13:00 geht der Flie­ger. Die nächs­te Fäh­re kommt bald, aber als wir sehen, wer und was da aller drauf soll, schrei­ben wir den Flie­ger vor­sichts­hal­ber schon­mal ab.

Das alles muss mit rüber nach Manaus

Men­schen mit rie­si­gen Schub­kar­ren vol­ler Obst, Men­schen mit Tie­ren, Men­schen ohne Tie­re, Tie­re ohne Men­schen, Autos, Mofas, LKWs und was man sich noch so vor­stel­len kann. Alles soll auf die Fäh­re drauf.

Stra­ßen­ver­käu­fer

Am Fähr­ha­fen kurz vor der Über­que­rung des Amazonas

Inter­es­san­ter­wei­se funk­tio­nier das Be- und Ent­la­den aber deut­lich schnel­ler und orga­ni­sier­ter, als wir das erwar­tet hät­ten und so kön­nen wir eine hal­be Stun­de spä­ter schon mit der nächs­ten Fäh­re ablegen.

Zurück in die Zivi­li­sa­ti­on – im Hin­ter­grund Manaus

Und da ist sie wie­der, die Moloch-Stadt im Urwald. Am Hori­zont sehen wir die Sky­line. Ein unwahr­schein­li­cher Kon­trast nach der letz­ten Woche in der Ruhe und Abge­schie­den­heit. Und wir stel­len fest, dass wir schnel­ler als uns lieb ist wie­der in der Hek­tik des All­tags ange­kom­men sind: die Uhr for­dert plöz­lich wie­der ihre Daseins­be­rech­ti­gung – wir wol­len unse­ren Flie­ger bekommen!

Die Über­fahrt dau­ert eine hal­be Stun­de und unser Fah­rer gibt sich im Anschluß wirk­lich alle Mühe uns so schnell wie mög­lich durch den Ver­kehr zum Flug­ha­fen zu brin­gen. Um 12:30 sind wir da, geben schnell ein groß­zü­gi­ges Trink­geld und eilen in die Abfer­ti­gungs­hal­le. Jetzt bit­te nur kei­ne Schlan­ge und kei­nen Fluglotsenstreik!

Und was soll ich sagen, wir haben Glück! Alles geht rela­tiv schnell und bevor wir uns ver­se­hen, sit­zen wir wie­der in dem Flie­ger Rich­tung Sant­a­rém, mit dem wir auch gekom­men sind. Zurück­leh­nen und sacken lassen.

Als wir wie­der den glei­chen Snack wie auf dem Hin­flug gereicht bekom­men, kom­men uns die letz­ten Tage im Urwald plötz­lich wie ein Traum vor. Haben wir das alles wirk­lich erlebt?

Mit zwei Zwi­schen­stopps in Sant­a­rém und Belém wol­len wir São Luís errei­chen, wo die nächs­te Etap­pe unse­rer Rei­se begin­nen soll. Es steht die Erkun­dung der Len­çois Maran­hen­ses, des ein­zig­ar­ti­gen Wüs­ten­ge­biets im Nord­os­ten Bra­si­li­ens, an. 

Wei­ter­le­sen: Ama­zo­nas – Trau­ri­ge Entwicklungen

Der Rei­se­be­richt Bra­si­li­en, High­lights des Nor­dens wird wöchent­lich fortgesetzt!
Am bes­ten abon­nierst Du ihn als EMail, um kei­ne Fol­ge zu verpassen!
Zurück zum Inhalts­ver­zeich­nis des Reiseberichts

Hat Dir der Artikel gefallen?

Dann melde Dich doch bitte zu meinem kostenlosen Newsletter an. Dann bekommst Du eine Nachricht bei neuen Artikeln und Du wirst auch exklusiv als erstes über neue Workshops und Reisen informiert! Außerdem gibt es dort auch immer wieder Hintergrund-Infos, die so nicht im Blog stehen.

Natürlich freue ich mich auch sehr, wenn Du mir bei YouTube, Instagram und Facebook folgst.

Alle Inhalte © Gunther Wegner

*) Mit einem Stern gekennzeichnete Links sind externe Partner-Links. Ihr unterstützt mich, wenn ihr darüber bestellt. Alternativ könnt ihr auch über folgende Direktlinks in die Shops wechseln:
Amazon.de, Amazon.at, Amazon.com, Foto Koch, Augenblicke-Eingefangen, camforpro.com.
Über meine Zusammenarbeit mit externen Partnern habe ich hier ausführlich geschrieben. Danke!

Werbung

Wir freuen uns über Deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Unsere Empfehlungen*

  • Astrofotografie: Spektakuläre Bilder ohne Spezialausrüstung!
  • Excire Search für Lightroom: Bilder finden statt Suchen!
  • Foto Koch
  • Lutufy.Me LUTs für Lightroom, Premiere, Davinci etc.
  • Artlist - freie Musik für eure Videos!
  • Motion Array - Vorlagen, Plugins etc. für euren Videoschnitt!
Wir nutzen diese Produkte selber, bekommen aber eine kleine Provision, wenn ihr über diese Links kauft.

Letzte Kommentare

  • Gunther: Ich würde immer beim originalen Raw Format bleiben, das hat einige Vorteile. Die Konversion nach DNG kostet nur Zeit und bringt eher Nachteile.... (→ weiterlesen)

  • Stefan: Hi Gunther, deine Videos und auch dein Buch „Diana lernt fotografieren“ haben mir geholfen die Fotografie zu lernen und zu verstehen. Eine Frage habe ich aber noch, aktuell arbeite ich in Lightr... (→ weiterlesen)

  • Gunther: Ok, ich nehme den Artikel mal raus, hab da lange nichts mehr bestellt.... (→ weiterlesen)

  • Andreasw: Ich hatte in 2018 auch bei ZOR bestellt, war zufrieden. Ich frage mich aber was da grad los ist - ich hatte jetzt erst übers Kontaktformular angefragt, dann vor drei Werktagen per Mail, keine Reaktio... (→ weiterlesen)

  • Alois Micheler: Danke für diese Mitteilung, ich fotografiere viel abends in der Kirche (abends) - nehme da durchwegs M - 5,6 / 30 das geht soweit ganz gut - will nur keinen Blitz verwenden. Werde einmal diese Blend... (→ weiterlesen)